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Albertuszentrum

Kasuistik: Patient mit anhaltender ventrikulärer Tachykardie in der Praxis

Vor einer Woche begab sich ein 75-jähriger Patient in unsere Behandlung, nachdem es bei ihm in den letzten Tagen mehrfach zu Herzrasen gekommen war. Vorhofflimmern war bei dem Patienten bekannt. Zweimal hatte sich der Patient in der zentralen Notaufnahme eines hiesigen Krankenhauses vorgestellt; neben dem Vorhofflimmern konnte aber in beiden Fällen keine Tachykardie festgestellt werden.
Bei uns zeigte das EKG mittelfrequentes Vorhofflimmern mit einer Frequenz von 87/min. Wir gaben dem Patienten ein Langzeit-EKG mit nach Hause, welches der Patient am nächsten Tag zurückbrachte. Im Langzeit-EKG zeigte sich eine anhaltende Breitkomplextachykardie, Steillage, 83° mit Linksschenkelblockbild, Beginn um 18.22 Uhr, Frequenz ca. 170 Schläge pro Minute. Erstaunlicherweise war der Patient wenig symptomatisch.

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Wir interpretierten die Tachykardie als eine ventrikuläre Tachykardie (VT) aus dem Ausflusstrakt der linken Herzkammer (LVOT).


Die Diagnose ergab sich aus zwei eingefangenen Herzschlägen die vom Herzvorhof auf die Herzkammer übergeleitet wurden, sog. „captured beats“. Die Steillage von 83°, also fast parallel zur Körperachse, lässt den Ursprung der Erregung aus dem oberen Teil des Herzens, der Linksschenkelblock mit mit kleiner R-Zacke in V1 und einem R/S Umschlag bei V1 ,den Ursprung aus der linken Herzkammer erkennen, also aus dem linksventrikuläre Ausflusstrakt, es handelt sich also um eine LVOT-VT.

Diagnose: Anhaltende LVOT-Tachykardie bei Vorhofflimmern

Bei einer ventrikuklären Tachykardie handelt es sich um einen kardiologischen Notfall, weil solch eine Tachykardie in Kammerflimmern übergehen kann.


Wir führten in der Praxis unmittelbar unter Kurznarkose mit Propofol eine Elektrokardioversion durch. Zweimal kam es unmittelbar nach Abgabe eines biphasischen 180 Joule DC-Shocks nach wenigen Sekunden erneut zu einer ventrikulären Tachykardie. Erst nach intravenöser Applikation von zwei Ampullen Amiodaron (300 mg) und erneuter Elektrokardioversion konnte ein stabiler Sinusrhythmus erzeugt werden. Durch den Elektroschock wurden zugleich die ventrikuläre Tachykardie als auch das Vorhofflimmern beendet. Der Patient wurde in stabilem Zustand und beschwerdefrei zur weiteren Diagnostik und Therapie stationär eingewiesen. Bei der im Krankenhaus wenige Tage später durchgeführten elektrophysiologischen Untersuchung konnten ventrikuläre Tachykardien ausgelöst werden.
Eine ICD-Implantation hat der Patient abgelehnt. Wir haben den Patienten auf Amiodaron eingestellt und behandeln damit beides, die ventrikuläre Tachykardie und das Vorhofflimmern.

JPO