Medikamentöse Therapien: Herzschwäche
Die medikamentöse Therapie der Herzschwäche gehört in die Hand der Kardiologen/-innen.
Therapieziele sind: Verlängerung der Lebensdauer des/der Patient:in, Hemmung der Krankheitsprogression, Linderung der Symptome, Verbesserung der Belastungsfähigkeit.
Typische Symptome einer Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz (HF für engl. heart failure) sind Atemnot, verminderte körperliche Belastbarkeit, Müdigkeit und Wasseransammlungen (Ödeme). Ursache ist eine Funktionsstörung der linken Herzkammer, bei der das Herz den Organismus nicht mehr mit ausreichend Blut und Sauerstoff versorgen kann.
Es werden vier Stadien (NYHA I bis IV) unterschieden. Koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck gelten als die häufigsten Ursachen. Die Therapie der Herzinsuffizienz beinhaltet immer auch die Therapie der zugrundliegenden Ursachen.
Diagnostisch wird eine HF anhand der linksventrikulären Auswurf- bzw. Ejektionsfraktion (LVEF) in vier Typen eingeteilt:
Normale bzw. erhaltene LVEF ≥ 50 Prozent (HFpEF) p für preserved, erhaltener,
leichtgradig erniedrigte LVEF 41 bis 49 Prozent (HFmrEF) mr für mildly reduced, mäßiggradig eingeschränkter
reduzierte LVEF ≤ 40 Prozent (HFrEF) r für reduced, reduzierter,
HFrEF zu Beginn, die sich um mehr als 10 Prozentpunkte verbessert (HFimpEF), imp für impruved, verbesserter Ejektionsfraktion.
Alle Patienten mit HFrEF werden bei uns gleich bei Diagnosestellung mit einer Viererkombination behandelt. Die sogennannten „big four“ erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit und senken das Risiko für eine Krankenhausbehandlung.
The „big four“:
- ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Hemmer (ARNI) wie Ramipril oder Entresto®
- Betablocker (Bisoprolol, Nebivolol oder Metoprolol)
- Mineralocorticoid-Rezeptorantagonist (MRA) wie Eplerenon oder Spironolacton
- SGLT2-Inhibitor: Empagliflozin (Jardiance® oder kurz Empa) ist zugelassen für Patienten mit symptomatischer chronischer Herzinsuffizienz. Dapagliflozin (Forxiga® oder kurz Dapa) ist aktuell nur bei HF mit reduzierter Ejektionsfraktion zugelassen. Die Standarddosis liegt jeweils bei 10 mg einmal täglich.
The „big five“:
Weitere Medikamente die eingesetzt werden sind Schleifendiuretika, z.B. Torasemid®, Angiotensinrezeptor-Antagonisten wie Candesartan® (bei Unverträglichkeit von ACE-Hemmern oder ARNI), Ivabradin (Procoralan®) zur Herzfrequenzsenkung und Vericiguat – Verquvo®, der 5. Wirkstoff der sog. big five, wenn es unter big four zu einer Krankenhausbehandlung wegen einer Dekompensation kommen sollte und eine intravenöse Therapie zur Rekompensation erforderlich war (nur dann kann Verquvo® verordnet werden), oder Digoxin (Novodigal®) zur Herzfrequenzsenkung bei Vorhofflimmern, also zur Herzfrequenzkontrolle.
Wie man sieht, das Management der medikamentösen Herzinsuffizienztherapie ist komplex und aufwendig. Gerade in den ersten drei Monaten müssen bei der Aufdosierung in kurzen Abständen EKGs, Blutdruckwerte und Nierenwerte regelmäßig durchgeführt und gemessen werden. Die Mühe lohnt sich, weil es unter der Therapie meist schnell zu einer Besserung der Symptomatik kommt. Uns ist daran gelegen, dass die Patienten verstehen, warum sie so viele Medikamente nehmen müssen, und das diese Medikamente auch helfen.
JPO