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Albertuszentrum

Kasuistik: Aortendissektion Stanford A in der Praxis

Vorgestern wurde uns von einer Hausarztpraxis ein beschwerdefreier 59-jähriger Patient mit Bluthochdruck und Herzgeräusch zugewiesen. Dem Patienten war seit etwa zwei Wochen eine hohe Blutdruckamplitude bei der Blutdruckselbstmessung aufgefallen, also erhöhte systolische und erniedrigte diastolische Werte. Der Hausarzt hat bei der klinischen Untersuchung ein Herzgeräusch festgestellt und echokardiographisch eine undichte Aortenklappe diagnostiziert (Aortenklappeninsuffizienz). Die Zuweisung erfolgte prompt. Die Diagnose konnten wir bestätigen, die Aorteninsuffizienz war mittel- bis hochgradig und das linke Herz war vergrößert. Zusätzlich zeigte sich eine Aufweitung der Aorta 4 cm oberhalb des Abgangs aus dem linken Herzen auf 55 mm (normal max. 40 mm). Ein notfallmäßig gestern durchgeführtes CT des Thorax zeigte einen Einriss der inneren Aortenwandschicht (intima) etwas oberhalb der Aortenklappe (Entry) entlang der mittleren Aortenwandschicht (media) vom Herzen beginnend bis in die rechte Unterbaucharterie (Arteria iliaca communis dextra), wo der Wiederaustritt ins wahre Lumen erfolgte (Reentry).

Diagnose: Aortendissektion Typ A nach Stanford.

Bei der Typ A-Dissektion dringt die Blutung bereits im aufsteigenden Anteil der Aorta (Aorta ascendens) ein, spaltet die Wandschichten Intima und Media auf (lat. dissecare=zerschneiden), und kann sich über die gesamte Länge der Aorta und darüber hinaus ausbreiten, wie es bei unserem Patienten auch der Fall war, nämlich bis in die Iliakalarterie. Es entsteht neben dem wahren Gefäßlumen ein zweites sog. „falsches Lumen“ innerhalb der Aortenwand. Die akute Typ A-Dissektion ist ein lebensbedrohlicher Notfall und bedarf einer sofortigen operativen Versorgung in einem herzchirurgischen Zentrum.

(Symbolbild)

Wir haben den Patienten unmittelbar mit dem RTW und Notarztbegleitung ins Helios Klinikum verlegt. Zuvor erfolgte ein teleradiologischer Bildtransfer von der radiologischen Praxis auf der Rathenaustraße (Radiologie im Centrum) zum Helios Klinikum Krefeld.

Der Patient wurde heute von Prof. Dr. med. Diyar Saeed (Chefarzt der Herzchirurgie im Helios-Klinikum Krefeld) operiert und hat die Operation gut überstanden.

Wir bedanken uns für die schnelle Zuweisung und die schnelle radiologische Bildgebung durch die radiologische Praxis sowie die prompte Übernahme von der Herzchirurgie des Helios-Klinikums Krefeld.
Für mich in dieser Praxis ist es die zweite asymptomatische Aortendissektion Stanford A in den letzten 16 Jahren, obwohl dies in der Literatur nicht so beschrieben ist. Die Stanford A Dissektion ist eingentlich ein mit akuten Brustschmerzen einhergehendes Ereignis. In den Notaufnahmen der Krankenhäuser haben lediglich 1% der Patienten mit akuten Brustschmerzen eine Aortendissektion.

JPO