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Ist Kaffeetrinken ungesund?

Kaffee und Cholesterinwerte: Kaffee selbst ist als pflanzliches Lebensmittel cholesterinfrei. Er enthält jedoch die beiden Diterpene ‚Kafestol‘ und ‚Kahweol‘, von denen bekannt ist, dass sie die Cholesterinwerte im Blut indirekt erhöhen können. Der Diterpengehalt des Kaffees ist allerdings abhängig von der Zubereitungsart. Eine Studie aus dem Jahr 2011 wies nach, dass Diterpene in Filterkaffee nur in geringen Mengen zu finden sind, weil sie im Filter hängen bleiben. Filterkaffee erhöht somit den Cholesterinwert nicht.

Kaffee und Vorhofflimmern:
Es wurden viele Studien durchgeführt. Kaffeetrinken ist nicht mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern verbunden. Eine große Studie mit Männern fand Beweise dafür, dass Kaffeetrinken das Risiko für Vorhofflimmern sogar senken kann. Sie ergab, dass diejenigen, die angaben, ein bis drei Tassen Kaffee pro Tag zu trinken, ein geringeres Risiko für Vorhofflimmern hatten. Und eine andere Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass jede Tasse Kaffee, die eine Person trank, mit einem um 3 % geringeren Risiko für die Entwicklung von Rhythmusstörungen verbunden war.

Kaffee und ventrikuläre/supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen:
Ein Team um Luis Rohde von der Universidade Federal do Rio Grande do Sul in Porto Alegre sind der Frage in einer randomisierten Doppelblindstudie nachgegangen. An der Studie nahmen 51 Patienten im Alter von durchschnittlich 61 Jahren teil, die an einer Herzinsuffizienz mit deutlich reduzierter linksventri­kulären Ejektionsfraktion auf durchschnittlich 29 Prozent erkrankt waren. Alle Patienten hatten einen implantierten Kardioverter/Defibrillator (ICD), der Unregelmäßigkeiten im Herzschlag aufzeichnet und im Notfall eine lebensbedrohliche Arrhythmie beenden konnte. Die Patienten erhielten über fünf Stunden jede Stunde einen entkoffeinierten Kaffee, dem in der einen Hälfte der Patienten ein Koffeinpulver (100 mg) und bei den anderen ein Laktosepulver zugefügt wurde. In der Koffein-Gruppe wurden im Verlauf der fünf Stunden 185 und in der Placebogruppe 239 ventrikuläre Extrasystolen registiert. Die Zahl der nicht anhaltenden ventrikulären Tachykardien unterschied sich mit 16 unter Koffeineinfluss und 19 in der Placebo-Gruppe ebenfalls nicht signifikant. Die Zahl der supraventrikulären Extrasysstolen war mit sechs in beiden Gruppen gleich. Die hohe Koffeindosis hatte keinen Einfluss auf die Rate der ventrikulären oder supraventrikulären Arrhythmien.

Kaffee und Sodbrennen:
Kaffee enthält Chlorogensäuren, die bei manchen Menschen nach dem Genuss von Kaffee Magenschmerzen oder Sodbrennen hervorrufen. Durch langes und schonendes Rösten werden die Chlorogensäuren zu zwei Dritteln abgebaut. Die Chlorogensäuren wirken antioxidativ und spielen auch eine wichtige Rolle beim Aroma des Kaffees. Es gibt auch andere Inhaltsstoffe, die vor allem aus dem Kaffeewachs stammen, die bei einigen Menschen magenreizend wirken können. Hier muss also individuell getestet werden, welcher Kaffee gut vertragen wird, eine pauschale Aussage kann nicht getroffen werden.

Kaffee und Lebenserwartung:
Verschiedene Studien zeigen, dass Kaffeetrinken das Leben verlängern kann. Den Ergebnissen zufolge senken Menschen ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer Tasse Kaffee täglich ihr Sterberisiko in einem Zeitraum von zehn Jahren um acht Prozent. Wer vier bis fünf Tassen Kaffee am Tag trinkt, senkt dies sogar um 12 Prozent, bei sechs bis sieben Tassen pro Tag sinkt es um 16 Prozent. Zu den belegten Vorteilen gehören eine Schutzwirkung gegen den Typ 2-Diabetes und ein geringeres Risiko, an Leber- oder Endometriumkarzinomen zu erkranken. Prostatakrebs nimmt seltener einen tödlichen Verlauf. Kaffeetrinker bekommen auch seltener Basaliome, und sie erkranken weniger häufig an einem Morbus Parkinson.

Kaffee und Herzkreislauferkrankungen:
Kaffee-Trinker erleiden im Vergleich zu Nicht-Kaffee-Trinkern seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Drei bis fünf Tassen Kaffee kann Herzkreislauf-Krankheiten vorbeugen.

In der UK Biobank-Studie gaben die 382535 Teilnehmer, die im Durchschnitt Ende 50 waren, an, wie viel Kaffee sie täglich zu sich nahmen und welche Art der Zubereitung sie dabei bevorzugten. Die Forscher beobachteten dabei die Zusammenhänge zwischen der täglichen Anzahl von Tassen Kaffee und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinsuffizienz, koronarer Herzkrankheit (KHK), Vorhofflimmern, Herzrhythmusstörungen und Tod während eines Zeitraumes von zehn Jahren. Die Ergebnisse überraschten. Studienteilnehmer, die weniger als als 3 Tassen am Tag trinken sowie diejenigen, die mehr als 3 Tassen am Tag trinken, wiesen ein erhöhtes Risiko auf. Diejenigen, die angaben, regelmäßig zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag zu trinken, hatten im Vergleich zu denjenigen, die keinen Kaffee tranken, über einen Zeitraum von zehn Jahren ein deutlich geringeres Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzversagen oder Herzrhythmusstörungen zu erkranken. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, war bei einer Tasse Kaffee pro Tag am niedrigsten. Bei den 24.111 Personen, bei denen zu Beginn der Studie Herzrhythmusstörungen diagnostiziert wurden, wurde das geringste Sterberisiko bei einer Tasse pro Tag beobachtet.

Ursachen der positiven Wirkung von Kaffee:
Die Ursachen für diese positiven Eigenschaften sind vielschichtig, aber noch nicht abschließend geklärt. Koffein hemmt Adenosinrezeptoren, was ein Beweis für seine milden antiarrhythmischen Eigenschaften sein könnte. Außerdem hat Koffein Einfluss auf die Gewichtsabnahme durch die Hemmung der Fettsäureabsorption im Darm sowie der Steigerung des Grundumsatzes. Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen einem deutlich verringerten Risiko für neu auftretenden Typ-2-Diabetes besteht. Kaffeebohnen beinhalten mehr als hundert biologisch aktive Verbindungen wie beispielsweise antioxidative Polyphenole, die oxidativen Stress reduzieren. Eine durch regelmäßigen Kaffeegenuss höhere Lebenserwartung könnte mit einer verbesserten Endothelfunktion, zirkulierenden Antioxidantien, einer verbesserten Insulinempfindlichkeit oder einer verringerten Entzündungsreaktion einhergehen. Tatsächlich spielt der Koffeingehalt für die lebensverlängernde Wirkung keine Rolle: Entkoffeinierter Kaffee wirkte sich in der Studie ebenso positiv aus wie koffeinhaltige Varianten des Getränks.

JPO